Fränkische Nachrichten, Tauberbischofsheim vom 25.02.2000:

MdB Brigitte Adler (SPD) besuchte den Ahorner Ortsteil Buch

Großartiges Bürgerengagement gewürdigt

Politikerin gab Tipps, wie Schwimmbadförderverein neue Geldmittel erschließen kann


Buch. Es war anders als bei vielen Besuchen in einem Ortsteil: Die Bücher hatten sich viel Mühe gegeben und bereiteten der Bundestagsabgeordneten, die von den beiden Kreisräten Waltraud Herold und Siegfried Neumann begleitet wurde, einen mehr als herzlichen Empfang. Und die Bücher waren, angeführt von Ortsvorsteher Peter Kernwein, sehr zahlreich gekommen, zum Empfang im Gemeindesaal, zur Ortsbegehung und zum Dämmerschoppen im Gasthaus "Sonne".

Im vollbesetzten Gemeindesaal stellte der Ortsvorsteher zunächst seine Ortschaft vor. Als markante Punkte nannte er dabei den Schulhausneubau, die Elektrifizierung, die Wasserversorgung sowie den Bau des Schwimmbades. "Hier wurde schon immer frühzeitig gehandelt." Gerade der letzte Punkt macht ihm und natürlich allen Büchern Sorge, denn "wenn schon die Kirche zur Disposition steht, darf das Schwimmbad nicht auch noch verloren gehen". Das Schwimmbad als "Stolz unseres Dorfes" soll ja, wenn der Gemeinderatsbeschluss so stehen bleibt, nicht saniert werden, und das "obwohl der sehr aktive Förderverein intensive Hilfe angeboten hat". Für die Gemeinde wären dabei für die angestrebte "kleine Lösung" 150 000 Mark angefallen. Gerade unter dem Aspekt der Förderung des Fremdenverkehrs sei das Schwimmbad von entscheidender Bedeutung. "Das Schwimmbad ist die letzte Einrichtung, die noch Identifikation mit dem Ort schafft. Der ländliche Raum darf nicht noch weiter ausbluten!" Kernwein mahnte zum Abschluss seiner Ausführungen auch vor der "wachsenden Politikverdrossenheit" und bat um Hilfestellung durch die Bundestagsabgeordnete nicht nur in Sachen Schwimmbad, sondern auch in Sachen ÖPNV. Der Gesangverein "Frohsinn" untermalte den Empfang mit dem "Ahornlied" und mit "Heut lockt der Sonnenschein".
MdB Brigitte Adler meinte, dass man den Rückblick auf die Geschichte des Ortes durch den Ortsvorsteher auch "als Ausblick auf die Zukunft verstehen müsse", so die Abgeordnete. Es sei eine wichtige Aufgabe, dass die Bürger ihre Ortschaft annehmen und gestalten, und der gelungene Dorfplatz sei dafür ein gutes Zeichen. Was das Schwimmbad angehe, so könne die Politik hier durchaus helfen. "Die SPD Bundestagsfraktion ist sich darin einig, dass wir die zustehenden Mittel aus den CDU-Strafgeldern nicht für uns wollen. Wir möchten sie für bürgerschaftliches Engagement verwenden." Dem Ortsvorsteher gab sie deshalb den Tipp' "einen entsprechenden Antrag an den Bundestagspräsidenten zu schreiben. Ich werde mich dafür einsetzen, dass der Förderverein hier bedacht wird!" Der Ortsvorsteher nahm diesen Ball sofort auf: "Der Antrag ist bereits im Entwurf!"
Eingehend auf die Situation im ländlichen Raum verwies MdB Brigitte Adler auf die nötige Unterstützung des ländlichen Raumes durch die Politik. ,,Die Menschen müssen das Gefühl bekommen, dass sie gerne da leben, wo sie zu Hause sind." Nur so könne die Abwanderung in den Ballungsraum gestoppt werden. Insofern freue sie sich ,,über die Arbeit des Fördervereins denn das zeigt doch die Verbundenheit mit der Gemeinde". Überdies stelle der verein ja nicht nur Forderungen, sondern packe aktiv selbst mit an. Ein solches ,,Einsetzen für die Infrastruktur, für Alte, Kinder und Jugendliche verdient Respekt und öffentliche~ Unterstützung!" Was den Fremdenverkehr angeht, kritisierte Adler die Förderungspraxis des Landes.,, Der Fremdenverkehr ist gerade für unsere Region wichtig, und deshalb sollte er auch so gefördert werden wie die Wirtschaft!" Nur die Schaffung eines attraktiven Angebotes könne hier zum Erfolg führen.,, Das Schwimmbad ist aber nicht nur unter dem Aspekt des Fremdenverkehrs zu sehen, sondern ist wichtig für die Bürger. Und deshalb sollten sich die Verantwortlichen auch nochmals überlegen, ob die getroffene Entscheidung richtig war."
Kreisrat Siegfried Neumann erläuterte anschließend die Positionen der SPD-Kreistagsfraktion zum ÖPNV. Der vor knapp zweieinhalb Jahren verabschiedete Nahverkehrsplan des Landkreises leide noch immer daran, dass "damals keine öffentliche Meinung gegeben war". Als "verkehrspolitischen Supergau" bezeichnete Neumann den Beschluss der Landesregierung, 80 Millionen Mark für die Schülerbeförderung zu streichen. "Wir haben davor gewarnt, aber die Landesregierung hat dennoch entschieden, dass die Eltern zahlen müssen." Wichtige Elemente des ÖPNV seien für die SPD der schienengebundene Nahverkehr auf der Strecke Lauda-Osterburken sowie der "behindertengerechte OPNV" - "es bleibt also noch viel zu tun". Insbesondere die Verbindung mit dem angrenzenden bayerischen Unterfranken und die Vertaktung seien noch weiter ausbaufähig. "Der Neckar-Odenwald-Kreis ist da schon viel weiter."
Bei der Ortsbegehung widmete der Ortsvorsteher viel Zeit für die Erläuterung des Neubaugebietes. Daneben wurde natürlich auch das Schwimmbad besichtigt, wo ein Vertreter des Fördervereins die Möglichkeiten zur Sanierung darstellte. MdB Brigitte Adler nutzte auch die Gelegenheit, den Jugendraum zu besichtigen und dort mit den anwesenden Jugendlichen zu sprechen. "Hier leistet der Ort einen wichtigen Beitrag, zumal die Jugendlichen auch selbst Verantwortung übernehmen."
Beim Dämmerschoppen im Gasthaus "Sonne" wurden von der Abgeordneten wichtige Punkte der Regierungsarbeit dargestellt. In der Diskussion ging es den Büchern vor allem um die Belastungen durch das Leben auf dem Land. "Wir müssen immer fahren. Warum gibt es dafür keinen steuerlichen Ausgleich?" Ebenfalls angesprochen wurde die steuerliche Ungleichbehandlung von Bahn- und Autofahrern. Ralf Trefz dankte der Abgeordneten für ihren Besuch und erinnerte daran, dass es nicht selbstverständlich sei, "dass Bundestagsabgeordnete zu uns kommen". -HP-